NIGTHWAVE III- EDELSTEIN AUF ABRUF

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(NIGHTWAVE III)

(DER BUND VON TORN)

VON WINFRIED BRAND

Ihre Körper lösten sich erst Stunden später wieder voneinander, als Marko

Nightwave einfiel, daß er ja auch noch seinen Auftraggeber kontaktieren mußte, um mit diesem einen Termin für die Übergabe des Steins von Tossac zu vereinbaren.

Der Stein von Tossac war einer der wertvollsten und berühmtesten Edelsteine dieser Ebene der Würfelwelt - und er hatte ihn jetzt in seinem Besitz.

Daß ihm jener Diebeszug nicht nur eine Menge Geld eingebracht hatte oder noch einbringen würde, wenn er den Stein ablieferte - sondern auch noch die Gesellschaft dieser liebreizenden Frau, hätte er sich vorher nicht träumen lassen. Auch wenn Tessa sich des Nachts in eine Ratte verwandelte, war doch das, was sie tagsüber zu bieten hatte, durchaus nach seinem Geschmack. Trotzdem wußte er natürlich, daß dieser Zustand nicht ewig halten konnte. Irgendwann mußte er

den Zauberer finden, der sie zu diesem Dasein verdammt hatte - nicht zuletzt, weil er ihr versprochen hatte, daß sie ihn finden würden.

Marko öffnete die Fensterläden und schaute nach dem Stand der Sonne. Es mußte bereits später Nachmittag sein, denn es würde nicht mehr lange dauern, bis die Sonne am Horizont verschwunden war. Nachdem die gestrige Nacht eine der kurzen Nächte gewesen war, stand ihnen heute wieder eine lange Phase

der Dunkelheit bevor. Irgendwann um diese Zeit herum sollte er den Kontaktmann treffen, der seinem Auftraggeber Bescheid über den Erfolg oder Misserfolg der Mission geben sollte.

In Windeseile zog er sich wieder an.

"Ich muß mich beeilen, wenn ich den Kontaktmann noch treffen will."

Mit diesen Worten verschwand er auch schon durch die Tür und ließ die hellblonde

Frau allein im Zimmer zurück.

Diese versuchte noch, ihm einen Kuß nachzuhauchen; dann zuckte sie mit den Schultern und zog sich ebenfalls an. Wenige Minuten später verließ auch sie das Haus.

Kurz vor Anbruch der Dunkelheit betrat Marko den "Zerbrochenen Krug", eine

Kneipe, die vom rechtschaffenen Volk der Stadt Tantoria normalerweise gemieden

wurde.

Hier war der Treffpunkt der Unterwelt, und man war sich nie sicher,

ob man die Örtlichkeit auch wieder in dem Zustand verlassen würde, in dem man sie betreten hatte. Schon so mancher hatte bei einer Schlägerei im "Krug" mehr als nur ein blaues Auge davongetragen, wenn auch zerschmetterte Gliedmaßenvon Fremden nicht unbedingt jeden Tag vorkamen.

Man kannte Marko hier und brachte ihm einen gewissen Respekt entgegen, den er sich mühsam verdient hatte.

Aber wenn man erst einmal von den Stammkunden als einer der ihren anerkannt war, war es relativ ungefährlich, den Ort zu

betreten und auch noch ein paar Bier

zu trinken.Marko schaute sich in der hier herrschenden Dunkelheit um.

Zwischen den Rauchschwaden, die eine klare Sicht innerhalb des Schankraumes unmöglich

machten, erkannte er an der Wand einen Tisch, an dem nureine Person saß.

Er trat näher heran und konnte nun erkennen, daß es sich tatsächlich

um die Kontaktperson handelte, die er hier treffen wollte.

Er zog einen Stuhl heran und setzte sich gegenüber dem anderen an den kleinen

Tisch.

Kaum saß er, hatte er auch schon einen Krug kalten Bieres vor sich stehen, wie sein

Gegenüber.

Der Wirt kannte ihn gut genug, um seine Wünsche zu kennen, ohne daß er sie extra noch äußern mußte.

Er nahm einen Schluck von dem hellen Getränk, stellte den Krug zurück auf

den Tisch, setzte sich ein wenig vor und stützte die Ellenbogen auf die Tischkante.

Dann blickte er sein Gegenüber an, das sich noch keinen Millimeter bewegt zu haben schien, seit er den Raum betreten hatte.

Der andere schien sein Erscheinen als ein Zeichen des Erfolges seiner Missionzu deuten, denn ein leichtes Lächeln zuckte über sein Gesicht, das jedoch sofort wieder verschwand.

Marko Nightwave nickte stumm, nahm noch einen Schluck aus dem Krug vor

sich und sagte dann ein einziges Wort:

"Wann?"

Der Kontaktmann griff langsam in eine Tasche seines Mantels und zog einen

gefalteten Zettel daraus hervor, den er ihm wortlos reichte.

Dann stand er auf, ließ ein paar Münzen als Bezahlung für den Wirt zurück und verließ ohne ein

weiteres Wort den "Zerbrochenen Krug".

Marko steckte den Zettel weg, ohne ihn sich anzusehen. Hier waren viel zu

viele Augen in den Wänden, die von dem Treffpunkt, der zweifellos auf den Zettel stand, nichts erfahren sollten.

Ruhig trank er seinen Krug aus, legte dem Wirt ein paar Kupfermünzen auf

den Tresen und trat den Heimweg an.

Eine große Ratte mit hellblondem Fell folgte ihm dabei, sich immer unsichtbar im Schatten der Häuserwände haltend.

Tessa hatte schon einige Erfahrung sammeln können, wie man sich in der Dunkelheit bewegte, ohne daß irgendjemand einen wahrnahm. Ohne diese Fähigkeit

hätte sie in dieser Gestalt nicht so lange überlebt.

Auch Nightwave, dem in der Dunkelheit normalerweise nicht einmal eine Fliege entging, bemerkte sie nicht. Er spürte zwar kurzfristig die Bedrohung durch

einen Straßenräuber, entspannte sich aber, als er einen gemurmelten Fluch hörte und dann eilige Schritte, die sich entfernten. Der Räuber hatte es wohl doch nicht auf ihn abgesehen. Was ihn wunderte, denn normalerweise konnte er sich auf sein antrainiertes Gefühl verlassen, das ihm eindeutig gesagt hatte, dass ihm Gefahr drohte.

Kurz bevor er das Haus erreichte, in dem er - jetzt wohl mit Tessa - wohnte,

schlüpfte die Ratte hinein. Auch jetzt hatte er sie nicht bemerkt.

Marko warf die schwere Holztür hinter sich zu und legte den Riegel vor. Dann

beugte er sich zu der Ratte hinunter, die um seine Beine strich.

"Hallo, Tessa!"

Mit diesen Worten fuhr er mit einer Hand durch das Fell der Ratte.

Er richtete sich wieder auf und zog den Zettel aus seiner Tasche, den ihm sein Kontaktmann ausgehändigt hatte. Nachdem er den Zettel auseinandergefaltet

hatte, überflog er ihn, wobei ein leises Lächeln seinen Mund umspielte.

Er wußte, daß dies höchstwahrscheinlich eine Falle sein sollte, bei der sich seinAuftraggeber um die Bezahlung drücken wollte.

Nicht umsonst hatte dieser wohl ein einsames Lagerhaus am Rande des Hafens ausgewählt, wo er ihn in der zweiten Stunde nach Mitternacht treffen sollte.

Aber auch Marko würde seine Vorsichtsmaßnahmen treffen, sollte es tatsächlich

die befürchtete Falle sein.

Sein Auftraggeber sollte ihn erst einmal kennen lernen, wenn er linke Tricks mit ihm versuchte.

Aber er würde Zeit brauchen, um sich vorzubereiten.

Er kniete sich noch einmal hin und streichelte die Ratte.

"Es tut mir leid, Tessa, ich muß schon wieder weg. Wer weiß, was der Typ vorhat; deshalb werde ich vorsichtshalber selbst ein paar Rückversicherungen treffen.

Ich komme dann morgen früh wieder, wenn alles glatt geht."

Daß die Ratte bei diesen Worten den Zettel musterte, den er achtlos in der anderen Hand hielt, fiel ihm nicht auf.

Dann verschwand er wieder aus dem Haus.

Wenige Minuten später folgte ihm die Ratte wieder, die eigentlich eine Frau war.

"Nightwave",

klang ein leises Flüstern duch die fast leere Lagerhalle, die erst im Herbst wieder Nahrungsmittelvorräte für den Winter aufnehmen würde.

Dies mußte sein Auftraggeber sein - und er war pünktlich, eine Eigenschaft, die Marko schätzte.

Katzengleich schlich er auf den Ort zu, an dem er den anderen gehört hatte.

Nachdem er die einsame Kiste umrundet hatte, hinter der er sich versteckt hielt, konnte er die Silhouette des anderen in der Finsternis erkennen. Diese

Art von Nachtsicht, die ihm schon oft das Leben gerettet hatte, verriet ihm

auch, daß noch zwei weitere Personen anwesend waren, die eigentlich nicht hier sein sollten, wenn sich sein Auftraggeber an die Abmachung gehalten hätte.

Sie hielten sich versteckt im Schattender Ecken des Lagerhauses, so daß man sie kaum erkennen konnte.

Marko zuckte mit den Schultern.

Das mußte noch lange nicht heißen,daß der andere die Abmachung brechen wollte. Fast alle reichen Leute lehnten es schlichtweg ab, ohne Leibwächter

aus dem Haus zu gehen - eine Einstellung, die Marko verstehen konnte, dachte er an das Gesindel, das in dieser Stadt sein Unwesen

trieb.

Bei diesem Gedanken mußte er lächeln, wurde aber sofort wieder ernst, als er erkannte, daß die beiden Schattengestalten Bogen in den Händen hielten, auf deren

Sehnen bereits Pfeile lagen, die mit tödlicher Sicherheit durch die Dunkelheit auf ihn zufliegen konnten,

wenn er nicht höllisch aufpaßte.

Anerkennend bemerkte er, daß die beiden die Pfeilspitzen geschwärzt

hatten, damit man das verräterische Funkeln des Metalls in der Dunkelheit

nicht sehen konnte.

Bei den meisten Menschen hätte dies auch genützt, doch nicht so bei ihm.

Aber das konnte sein Auftraggeber ja nicht wissen.

Seine rechte Hand lag am Griff des goldenen Schwertes, das er ebenfalls

aus dem Hause Mosser Al-Takims mitgenommen und das ihm bereits dort gute Dienste geleistet hatte. Dann trat er auf den Schatten seines Auftraggebers

zu.

"Hier bin ich!"

Er gab sich keine Mühe zu flüstern, da er wußte, daß sich um diese Zeit kein

Mensch hier aufhalten würde. Noch waren die Lagerhäuser leer, es gab also nichts, was den Diebstahl lohnen würde. Und Wohnhäuser existierten in dieser Gegend nicht. Wenn sich trotzdem in diesem Moment eine arme Seele in der Nähe befände, würde sie sicherlich nicht auf den Gedanken kommen, daß die

Geschehnisse in diesem Lagerhaus sie interessieren könnten. Zu sehr ausgeprägtwar der Lebenserhaltungssinn der Einwohner Tantorias, als daß sie nicht

wüßten, wann etwas für sie Luft zu sein hatte.

Sein Auftraggeber war demnach nicht aus Tantoria, wenn er der Meinung war,daß er hier flüstern mußte. Aber das hatte sich Nightwave schon lange gedacht, denn kein Einwohner dieser Stadt käme weit mit dem Stein von Tossac. Es war schon ein großes Risiko gewesen, ihn die letzten 27 Stunden mit sich herumzutragen.

Länger wollte er ihn sowieso nicht haben.

"Pst! Ihr macht noch jemanden auf uns aufmerksam. Und das wollt ihr doch nicht?"

flüsterte der Fremde.

"Macht Euch nicht lächerlich. Hier ist niemand, der uns hören könnte oder

gar wollte."

Marko hoffte, daß diese Worte den Fremden und seine Begleiter in Sicherheit wiegen würden, da sie annehmen sollten, daß er die beiden in der Ecke der Halle noch nicht entdeckt hatte.

"Ihr müßt es wissen", sagte der Fremde, jetzt schon ein wenig lauter, wenn auch noch immer gedämpft, ganz so, als wolle er den Worten Nightwaves nicht so recht trauen.

Dann war sein Gegenüber übergangslos beim Geschäft.

"Habt Ihr den Stein?"

"Sicher. Hier ist er."

Marko hielt den Stein ein wenig hoch, so daß der Fremde

ein leichtes Funkeln in seiner Hand erkennen mußte, wenn er nicht völlig blind war.

"Und habt Ihr das Geld?"

"Natürlich. Was dachtet Ihr denn?"

Bei diesen Worten löste der Fremde einen Beutel von seinem Gürtel. Marko

konnte das leise Klimpern der Goldstücke darin hören.

"Legt den Beutel vor Euch auf den Boden, dann geht ein paar Schritte zurück."

Der Fremde, vermutlich ein Händler, dessen Schiff hier vor Anker lag und der in den nächsten ein bis zwei Tagen wieder verschwinden würde, tat das Verlangte.

Sieben Schritte hinter dem Beutel blieb er stehen.

Vorsichtig bewegte sich Marko vorwärts, die beiden versteckten Gestalten aus den Augenwinkeln beobachtend. Eigentlich sollte ihm noch keine Gefahr drohen,

solange der Fremde den Stein nicht in der Hand und als echt erkannt hatte.

Vorsichtig kniete er neben dem Beutel nieder, öffnete ihn und zog wahllos ein paar Münzen hervor. Er prüfte sie kurz. Sie schienen echt zu sein. Warum auch

nicht; schließlich wußte der Fremde, daß er zwei Trümpfe im Ärmel hatte, die er ausspielen konnte, ohne auch nur eine Münze zu verlieren. Jedenfalls dachte er wohl so.

Marko legte die Münzen zurück zu den anderen und verschloß den Beutel wieder.

Dann hob er ihn hoch. Dem Gewicht nach zu urteilen, sollte auch die Menge

der Münzen stimmen. Kurz verschwendete er einen Gedanken an den Gürtel des Mannes, der dieses Gewicht hatte aushalten müssen; dann legte er den Stein

an die gleiche Stelle, an der vorher der Beutel gelegen hatte.

Vorsichtig näherten sich beide wieder den Positionen, die sie vor dem Austausch innegehabt hatten.

Der Fremde bückte sich, nahm den Stein in die Hand und prüfte ihn kurz, soweit das in der hier herrschenden Dunkelheit überhaupt möglich war.

"Der Stein scheint in Ordnung zu sein."

"Was hattet Ihr denn sonst erwartet? Glaubt Ihr wirklich, ich würde versuchen, Euch zu betrügen?"

Jetzt wurde es langsam gefährlich für Marko.

"Nein, natürlich nicht", wehrte der Händler ab. Dann sprach er zu Markos Überraschung weiter.

"Übrigens, Ihr habt noch etwas mitgenommen, wie mich meine Leute unterrichteten:

Ein goldenes Schwert."

Es erstaunte Marko keineswegs, daß der Fremde von dem Schwert wußte;

schließlich stand es mit auf der Liste der gestohlenen Sachen, die Mosser Al-Takim der Stadtwache übergeben hatte. Trotzdem wunderte er sich, daß der Fremde nun das Gespräch auf dieses Schwert brachte. Was hatte er jetzt schon wieder vor?

"Ihr habt recht. Aber ich wüßte nicht, was Euch das angeht."

"Nun, das ist schnell erklärt."

Der Fremde machte eine kurze Pause.

"Das Schwert interessiert mich. Ich würde es Euch ebenfalls gerne abkaufen."

Marko überlegte einen kurzen Moment. Weshalb interessierte sich der Fremde für dieses Schwert? Anscheinend steckte doch mehr in dieser Waffe, als er

bisher angenommen hatte. Dies bestärkte ihn erst recht in dem Willen, das Schwert zu behalten.

"Tut mir leid. Es ist unverkäuflich."

Außerdem konnte er es sicherlich noch gut gebrauchen, wenn er in der nächsten

Zeit mit Tessa auf die Suche nach dem Zauberer ging, der ihr diesen Fluch angehängt hatte.

"Auch nicht, wenn ich Euer Honorar verdopple?"

Er hielt einen weiteren Beutel in die Luft, in dem es ebenfalls verdächtig klimperte.

Ein verlockendes Angebot; besonders, da er sich noch ein Schiff besorgen

mußte, das ihn und Tessa sicher auf die Kamai-Inseln bringen würde. Er überlegte dennoch nur wenige Sekundenbruchteile, bis er dem Fremden antwortete.

"Nein, danke. Kein Interesse."

"Schade. Dann eben nicht."

Das war das Signal für die beiden Wächter, die Pfeile von der Sehne schnellen zu lassen.

Blitzschnell warf sich Marko auf den Boden, noch bevor die Pfeile die Hälfte des Weges zu ihm zurückgelegt hatten.

Bereits im Fall verließ einer der Dolche seine Hand und fand sein Ziel mit tödlicher Präzision. Eine der Gestalten griff sich röchelnd an die Kehle, aus der noch

der Griff des Dolches hervorragte.

Der andere ließ den Bogen fallen und zog sein Schwert. Dann stürmte er auf Marko zu.

Nightwaves Auftraggeber war sichtlich erstaunt, wie schnell Marko seinen

ersten Wächter erledigt hatte, doch jetzt kam Leben in ihn. Er riß ebenfalls seine Waffe hervor, während der Beutel mit den Goldmünzen zu Boden fiel.

Es klimperte leicht, als der Beutel aufprallte, doch in diesem Moment war der

Fremde schon ein ganzes Stück von der Stelle entfernt.

Marko war bereits auf die Füße gesprungen und hatte das goldene Schwert

gezogen, das der Fremde unbedingt hatte haben wollen.

Die Augen des vermeintlichen Händlers blitzten kurz auf, als er das Schwerterkannte; dann war er auch schon heran.

Aus den Augenwinkeln konnte Marko erkennen, wie sich ein Schatten auf den zweiten Wächter warf und ihn zu Boden riß. Er akzeptierte, daß Tessa ihm anscheinend gefolgt war; ja eigentlich war er sogar froh darüber, auch einen weiteren

Trumpf in der Hinterhand gehabt zu haben.

Dem ersten Hieb des Fremden wich Marko katzengleich aus, den zweiten wehrte er mit der Breitseite des Schwertes ab. Dann schlug er seinerseits zu.

Der Fremde parierte den Hieb mit seinem Schwert. Funken sprühten, als

Nightwaves Schwert eine tiefe Kerbe in das seines Gegners schnitt.

Marko registrierte dies nebenbei, denn nun wußte er, daß der Fremde ein besseres Schwert hatte als damals der Wächter in Al-Takims Haus. Dessen Schwert war bereits beim ersten Schlag zerbrochen.

Dann hatte er keine Zeit mehr, sich um solche Gedanken zu kümmern, denn die Angriffe seines Gegners wurden nun schneller. Er wurde in die Abwehr gedrängt und dort festgehalten, nicht mehr fähig, einen eigenen Angriff zu starten.

Immer wieder mußte er die schnell aufeinander folgenden Hiebe des Fremden abwehren oder ihnen ausweichen.

Das Schwert des Fremden wies bereits einige Scharten auf, als dieser plötzlich

ins Straucheln geriet.

Marko nutzte seine Chance und stieß zu. Der Fremde konnte den Hieb nicht mehr abfangen, und das Schwert drang durch seinen

Brustkorb. Leise röchelnd brach er zusammen.

Nach Luft schnappend stand Marko da und betrachtete die Szene, die sich

ihm bot. Tessa war schneller mit dem zweiten Wächter fertig geworden, als er gedacht hatte, und hatte sich dann zwischen die Beine seines Gegners geworfen,

ihn so ins Straucheln gebracht und Marko den tödlichen Stoß ermöglicht.

"Danke..."

Die Ratte antwortete ihm, indem sie sich an seinem rechten Bein rieb.

Marko bezweifelte bei gründlicherem Nachdenken, daß es sich bei dem Fremden wirklich um einen Händler gehandelt hatte. Er war ein zu guter Kämpfer gewesen, als es normalerweise bei Händlern der Fall war.

Aber auch das hatte ihm nichts genützt, stellte Marko befriedigt fest.

Dann wandte er sich wieder Tessa zu.

"Wir sollten machen, daß wir verschwinden. Ich habe jedenfalls nicht vor, den

Rest der Nacht hier zu verbringen."

Die Ratte schaute ihn zustimmend an.

Langsam schritt Marko zu der Stelle, wo der zweite Goldbeutel neben dem

Stein lag. Er hob den Beutel auf, ließ jedoch den Stein liegen.

Das Geld konnte ihnen noch gute Dienste leisten; der Stein allerdings war für ihn so gut wie wertlos. Er wußte nicht, an wen er ihn irgendwann würde verkaufen können, und die Gefahr war zu groß, daß man ihn bei ihm entdeckte, bevor er

ihn verkaufen konnte. So ließ er ihn dann doch lieber liegen. Es war besser so.

Dann verließen die beiden Gestalten die Lagerhalle und machten sich auf den Weg nach Hause.

ENDE

© 8.4.93 by Winfried Brand / Mercÿless Story Production

© der überarbeiteten Fassung 05.01.95 by Winfried Brand /

Mercÿless Story Production

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