5. EIN EDELSTEIN AUF REISEN

Ein Edelstein auf Reisen

(Der Bund von Torn)

v. Uwe Vitz

Wolek konnte sein Glück kaum fassen, als er den Edelstein in der Lagerhalle fand. Eigentlich hatte er dort nur Schutz vor dem Regen gesucht, aber dann hatte er die beiden Leichen und den Edelstein gefunden.

`Die Chance für mich und Waja´, dachte er.

Mit dem Erlös für den Verkauf des Edelsteins konnten sie endlich Tantoria verlassen und ein neues Leben anfangen.

Raus aus dem Rattenloch, mit seinem Dreck, seiner Armut und seiner Gewalt..

Endlich frei sein.

Er würde Waja überraschen, seine Freundin traute ihm sonst ja nie etwas zu. Diesmal würde es Wolek Waja zeigen.

So hatte er Kontakt zu Whys-Khor, einem der größten Hehler Tantorias, alleine aufgenommen.

Nun wartete er in einer einsamen Gasse auf einen Kontaktmann Whys-Khors.

Als er die Schritte hörte, war es schon zu spät.

Er war eingekreist.

Alle Fluchtwege waren von Bewaffneten versperrt.

" Ich habe den Edelstein, ich will einen fairen Handel abschließen.."

" Halt die Schnauze!" sagte der Anführer der Bewaffneten.

" Gib mir sofort den Stein!"

Wolek ahnte, er hatte verloren.

Traurig gab er den anderen den Edelstein.

Der Anführer grinste.

Wolek erzitterte.

" Darf ich gehen, Herr?

"

" Du Ratte, glaubst du jemand wie Whys-Khor würde mit einer Ratte, wie dir handeln?"

" Ich.."

Die Söldner lachten.

" Darf ich gehen?"

" Natürlich, geh doch, Ratte!"

Wolek drehte sich um und ging zögernd einige Schritte.

Der Schlag in den Nacken warf ihm zu Boden.

Zwei Bewaffneten stürzten sich auf ihn.

Der Anführer trat noch immer lächelnd hinzu.

" Glaubst du wirklich, Whys-Khor würde es dulden, dass du jemanden erzählst, dass er diesen Stein jetzt hat, Ratte?" fragte der Anführer,

als er Wolek sein Kurzschwert in den Bauch stieß.

Die Söldner warfen den Sterbenden achtlos in die Ecke und gingen.

Waja machte sich Sorgen als sie Wolek nicht in ihrer Hütte fand,

sie machte sich auf die Suche nach ihm. Ein Menschauflauf machte sie aufmerksam.

Sie hörte in einer Gasse habe man eine Leiche gefunden. Die junge Frau lief zu der Stelle und sah ihren Geliebten.

Waja schrie auf und warf sich neben den Toten auf den Boden.

" Das nützt auch nichts mehr." meinte ein Soldat von der Stadtwache.

" Schau ihn dir ein letztes mal an, kann jemand für ihn eine Beerdigung bezahlen?"

Sie sah den Soldat verwirrt an.

" Nein, wir haben nicht viel Geld."

" Dann landet er eben im Totenacker vor den Stadtmauern." sagte der Soldat achselzuckend.

" Wer hat das getan? Wer hat ihn ermordet?" fragte sie.

" Wer will das sagen? In Tantoria werden jeden Tag Menschen ermordet mal aus diesem, mal aus jenem Grund, finde es selber heraus."

Komak, der Söldnerhauptmann wurde zu Why-Khor gerufen.

" Dieser Wolek hatte eine Freundin, er könnte ihr von mir erzählt haben, lass sie von einem deiner Männer beseitigen." meinte der Handelsherr.

" Gut, es wird geschehen." sagte Komak.

Waja bemerkte sofort den Mann, der ihre Hütte beobachtete, sie betrat die Hütte beobachtete ihm jedoch aufmerksam.

Er schlich sich heran und drang lautlos ein.

Ein Dolch blitzte in seiner Hand auf.

Er schlich zu ihrem Lager und holte aus, aber da wirbelte Wala herum und stieß ihm ihren eigenes Messer in den Leib.

Er schrie nicht, sondern krümmte sich zusammen und sank in ihre Arme.

" Wer hat dich geschickt?" schrie sie ihm an.

" Rede oder ich töte dich ganz langsam!"

" Whys-Kohr!"

Mehr musste Waja nicht wissen, sie töte den Söldner schnell und legte ihm in ihr Bett.

Hier würde er vorerst nicht entdeckt werden.

Sie selber hatte jedoch noch etwas zu tun, Waja wollte mit Whys-Kohr abrechnen.

Whys-Khor erwartete den Boten in einem prunkvollen Gemach.

Auf einem thronartigen Stuhl saß der Handelsherr.

" Ich möchte, dass Ihr dem Fürsten eine Nachricht überbringt, ich habe jetzt den Edelstein, den sein Urgroßvater verloren hat, wenn er den alten Ruhm seines Hauses erneuern will, muss er ihn von mir kaufen."

erklärte er ruhig.

" Der rechtmäßige Besitzer könnte Ärger machen." erwiderte der Bote.

" Ich habe bereits der Gilde der Meuchelmörder einen Auftrag erteilt." sagte Whys-Kohr.

" Er ist einer der mächtigsten Handelsherren Tantorias, sein Tod könnte Aufsehen erregen." wandte der Bote ein.

" Wenn man um große Einsätze spielt, darf man nicht zimperlich sein, der Tod meines alten Freundes mag dem Fürsten zeigen, dass ich ein ernsthafter Geschäftspartner bin."

" Der Fürst wird erfreut sein." sagte der Bote und ging.

Waja stand auf dem Dach einer Villa und sah herüber zu der kleinen Festung von Whys-Kohr, dort drüben saß der Mörder Woleks umgeben von Leibwächtern und Söldnern.

Mit all seinem Gold und all seiner Macht glaubte er sich alles erlauben. zu können.

Nein, er konnte sich alles erlauben!

Bis heute Nacht, heute würde Whys-Kohr unter ihrem Dolch sterben.

Sie nahm Anlauf und sprang auf die andere Seite.

Glücklich landete Waja auf dem Dach.

Hatte jemand etwas gehört?

Sekundenlang verharrte sie.

Nichts geschah

. Kein Fenster wurde geöffnet, keine Stimme brüllte Befehle.

Sie fand ein Fenster welches sie mit ihrem Dolch vorsichtig öffnete.

Lautlos glitt sie ins Innere der Villa.

Sie befand sich in einem Raum mit einigen Truhen.

Normalerweise hätte sie als Diebin die Truhen durchsucht.

Heute Nacht hatte sie andere Interessen

.Waja schlich zur Tür.

Sie war abgeschlossen, zum Glück hatte sie eine Nadel dabei und wusste, wie man Schlösser knackte.

Dahinter war ein langer, dunkler Gang der von Fackeln erhellt war.

Vorsichtig durchquerte sie den Gang, an einer Stelle war etwas ungewöhnlich.

Waja zögerte, hier waren zu viele Fackeln, eine zuviel.

Was sollte sie beleuchten?

Sie tastete die gegenüberliegende Wand ab und war doch überrascht als sich eine Geheimtür öffnete, und wäre fast gestorben.

Denn ein riesiger Kerl mit einer Axt schlug sofort zu.

Nur ihre Schnelligkeit rettete Waja, sie hechtete zurück und warf ihren Dolch nach dem Feind.

Die Klinge drang dem Axtschwinger in den Hals, röchelnd sankt er zu Boden.

Während er starb, sah Waja, was er bewacht hatte.

Einen Edelstein, der auf einem roten Kissen in einem Kreis mit magischen Symbolen lag.

Die Diebin näherte sich vorsichtig.

Sie wusste, sie hatte keine Chance mehr Whys-Kohr heute Nacht zu töten.

Der Tod des Hünen und die Öffnung der Geheimtür würden bald entdeckt werden, wenn es nicht schon geschehen war,

sie hatte nur eine Möglichkeit zur Rache, sie musste diesen Edelstein stehlen und Whys-Kohr in Schwierigkeiten bringen.

Aber der Kreis wies daraufhin, dass Whys-Kohr den Edelstein mit Magie vor Dieben schützte.

Was sollte sie tun?

Wenn sie den Kreis einfach überschritt würde ein Geist sie angreifen oder ein Zauber sie lähmen.

Aber es musste einen Weg geben wie Whys-Kohr den Kreis wieder aufhob.

Sie suchte das entsprechende Symbol, welches sie als Diebin kannte, fand es und wischte den Kreis von dort auf, vorsichtig stieß sie mit ihrem Dolch

nach dem Edelstein, der vom Kissen fiel, gleichzeitig zuckte unter dem Kissen eine Giftschlange hervor, welche nach der Diebin schnappte.

Waja tötete das Tier und griff nach dem Edelstein, dies wagte sie da sie Handschuhe trug, denn er war mit Sicherheit mit Gift besprüht worden, welches bei der Berührung tötete.

Eilig eilte sie zurück um zu entkommen.

Aber es war schon zu spät.

Der Söldnerhauptmann stand mit dem Schwert in der Hand im Gang und erwartete sie lächelnd.

" Du bist wohl die Freundin der Ratte, die ich heute morgen getötet habe?"

Waja sah ihm an und lächelte zurück.

" Ich freue mich auch dich zu treffen." sagte sie und zog ihr Kurzschwert.

" Du willst kämpfen? Wie amüsant."

Sie umkreisten sich tauschten Schläge aus, parierten und tänzelten umeinander herum.

" Wo hast du fechten gelernt?"

" Wenn man im Rattenloch aufwächst, lernt man so manches."

" Ich lernte es auf den Schlachtfeldern des Bundes, wir werden sehen wer besser ist."

Er sprang vor und wollte sie mit einem überraschenden Schlag entwaffnen, aber Waja wich aus und stieß ihm ihr Schwert blitzschnell in den Hals.

" Das ist für Wolek." erklärte die Diebin dem Söldner lächelnd, zog ihr Schwert aus seiner klaffenden Wunde und eilte weiter

Der Söldner starrte hinter ihr her, während er zu Boden sankt.

Ein metallisches Klappern verriet, dass er unter dem Wams einen Brustpanzer trug.

Waja erreichte das Fenster und floh hinaus in die Nacht.

Mit seinem Blut zeichnete Hauptmann Komak das Symbol für kleine Diebin auf den Boden, dann starb er endlich.

Wyhs-Kohr wurde bleich als er erfuhr, was geschehen war.

" Nach dem Symbol, welches der treue Komak hinterließ, war es diese Waja, meine Kopfgeldjäger werden sie finden,

ehe die Abgesandten des Fürsten da sind und mir den Edelstein zurück bringen." sagte er zu seinen Männern.

Doch er wusste, wenn dies nicht rechtzeitig gelang, würden die Abgesandten des Fürsten denken, er habe sie betrogen.

Und der Fürst war für seine Rachsucht bekannt..

Nein, so durfte er nicht enden. Er würde den Edelstein rechtzeitig zurückbekommen.

Whys-Kohr seufzte auf.

Bis dahin musste er seine Geschäfte mit eiserner Hand führen, damit niemand von seinen Problemen etwas ahnte.

Schließlich war Tantoria immer noch seine Stadt.

Waja beobachtete von einem Schiff aus, wie Tantoria immer kleiner wurde.

Als Köchin auf einem kleinen Handelsschiff verließ sie Tantoria, sie blickte zurück auf die Stadt, die für ein langes Jahr ihre Heimat gewesen war.

Was mochte die Zukunft ihr bringen?

Ende