12. GROßVATERS SCHERZE

Großvaters Scherze

(Unheil über Dunkelstein 2)

Der Bund von Torn

Von Uwe Vitz

" Heute Nacht ist es so weit mein Lord."

Der alte Hexer Dolekh verneigte sich.

Der Graf von Dunkelstein ging unruhig auf und ab.

" Und du kannst Ihn rufen und wieder fort schicken?"

" Sicher."

" Ganz sicher? Ich will nicht, dass er hier bleibt."

" Er wird wieder gehen, wenn ich es ihn befehle."

" Gut."

" Weshalb seid Ihr so beunruhigt?"

Graf Dunkelstein kicherte, Wahnsinn leuchtete in seinen Augen.

" Er ist mein Großvater, ich weiß wie böse er werden kann. Du verstehst es nicht, aber jetzt brauche ich seine Hilfe.

Bald wird Clarissa mich angreifen mit ihrer Zaubermacht, sie ist eine Teufelin, o wie sehr ich sie hasse."

" Und nun braucht Ihr die Hilfe Eures Großvaters?"

" Ja, ja, er war ein großer Zauberer, ich erinnere mich noch, unbarmherzig und gnadenlos, aber groß.

Dolekh, hast du mal gesehen, wie es ist, wenn ein Kind auf einen Opferaltar liegt?"

" Nein, ich würde niemals."

" Aber ich, Dolekh, Großvater nahm mich eines Nachts mit, seine Helfer hatten ein Sklavenkind gekauft.

Er hat es seinen Dämonen geopfert, ich habe es mit angesehen, damals war ich fünf Jahre alt.

Großvater lächelte und sagte, er würde aus mir einen großen Zauberer machen."

" Das ist grässlich."

" Ja, aber er war der willenstärkste Mensch, dem ich je begegnet bin. Niemand konnte ihn widerstehen, auch nicht Clarissa, sie war seine Schülerin."

" Sie ist auch Eure Schwester."

" Ja, leider ist sie Großvater zu ähnlich geworden."

Graf Dunkelstein kicherte wieder.

" Und sie hat Eure Gattin ermordet?"

" Deshalb muss ich sie vernichten, ehe sie meine ganze Familie ausrottet, aber sie ist zu stark, zu erfahren in der Zauberkunst, ich brauche Hilfe, seine Hilfe.."

" Dann lasst uns in die Gruft hinuntersteigen, ich will mit der Beschwörung beginnen."

Graf Dunkelstein starrte den Hexer an.

Einen Augenblick lang rang er mit sich, dann sagte er leise:

" Ja, es muss ja doch geschehen."

So stiegen der alte Hexer und der Graf gemeinsam herab in die kalte Gruft von Bernhard von Dunkelstein.

Große steinerne Schädel bewachten den Sargrohpfad.

Knechte hatten eine Ziege in der Gruft fest gebunden.

Ein Kreis aus Kreide war um das Grab gezeichnet worden, sorgfältig hatte der alte Hexer alle Bannzeichen beachtet.

Dolekh schnitt der Ziege die Kehle durch, ließ das Blut in einen Kelch tropfen und hielt diesen Kelch, als er voll war, in die Höhe.

Der Graf starrte die ganze Zeit nur das Grab an.

" Bei der Macht dieses Blutes, ich befehle dir, erhebe dich aus deinem Grab!"

Das Grab begann zu beben, es platzte auf, ein Skelett kroch daraus hervor. Es taumelte auf die beiden Lebenden zu.

Der Hexer breitete die Arme aus.

" Bei der Macht dieser Zauberzeichen, Bernhard von Dunkelstein, verrate uns, wie vernichten wir deine Enkeltochter Clarissa?"

Der Widergänger ging auf den Hexer zu, dieser sah entsetzt, wie der Knochenmann die Bannzeichen überwand

.

" Nein, ein Irrtum, dieser Tote ist nicht Bernhard! Flieht, Herr Graf, lauft um Euer Leben!" schrie er.

Schon packte der Untote den Hexer und zerrte ihn mit sich in das Grab.

Graf Dunkelstein jedoch sah es nicht mehr, denn er eilte schon aus der Gruft, welche er hinter sich eilig verriegelte.

Einen Augenblick lang, blieb der Graf schwer atmend stehen und erholte sich.

" Wieder einmal einer von deinen Scherzen, Großvater?" fragte Graf Dunkelstein dann in die Dunkelheit.

Es kam keine Antwort.

Der Graf lachte, so laut und wahnsinnig, wie schon seit einer Woche nicht mehr.

Ende